Angela Lentzen und ihr Verzicht auf Kitsch

Auch zum Bandjubiläum leisteten die Jungs keinen Widerstand

All jenen, die zu jung sind, einen Partykeller aus eigener Anschauung zu kennen, erklärt Angela Lentzen gerne diesen Kellerraum im frisch gebauten Einfamilienhaus der 1970er Jahre, der gerne in Holzvertäfelung ausgestaltet wurde: „Ein Raum, den die Eltern eigens dafür gebaut hatten, um ihre Partys zu feiern.“

Und dort habe sie dann zum Üben als 13-jährige gesessen. Im elterlichen Haushalt ohne jeglichen musikalischen Hintergrund habe Tante Gisela ihr eine Gitarre geschenkt. Zu den ersten Zuhörerinnen ihres Spiels zählte Angela Lentzen die Bewohner des Partykellers, die „schnellste Maus Mexikos“, Speedy Gonzales und ein „Monchichi“, ein Äffchen dem sie selbst eine Latzhose gehäkelt habe. „Die zwei haben keinen Widerstand geleistet, so wie die Jungs hier“, scherzte Angela Lentzen mit Blick auf ihre Band, ihren Ehemann und Schlagzeuger Guido Meyer, Timo Höhne, Bass und den Gitarristen Leander Philipps. 

Einen Rückblick gestattete sich und ihren Gästen die Bergheimer Sängerin und Gesangslehrerin Angela Lentzen anlässlich ihres 50. Geburtstages und des 20-jährigen Bestehens ihrer Band. Zu Jubiläumskonzerten in das alte Quadrater Bahnhofsgebäude, „Gleis 11“ waren viele gekommen, unter ihnen Marlene und Günter, ihre Exnachbarn aus der Sandstraße. „Seitdem ihr fortgezogen seid, musste ich mir eine Bohrmaschine kaufen“, rief ihnen Guido Meyer. Oder „der Josef“, der fast jeden ihrer Auftritte ganz ohne Auftrag mit seinem Fotoapparat dokumentiert.

Gekommen war auch der Gitarrist Michael Rick, dem sie vor zehn Jahren zum ersten Mal beim „Remember Woodstock“ Dieter Kirchenbauers in Bergheim begegnet sei und diesen Sommer wieder in Elsdorf. Und auch diesmal waren es Songs von Janis Joplin wie „Ball and Chain“, die Lentzen gemeinsam mit dem Gastgitarristen zum Besten gab.

Für die Zuhörer war es vor allem ein Wiederhören mit der Stimme von Angela Lentzen. Eine Stimme, die keinen kalt lässt, eine, die zuverlässig wirkt, als entfache die Sängerin ein Feuer im Kamin. Da gelingt ihr eine eindringliche Version von Claptons „Tears in Heaven“. 1992 habe sie das Stück in dem Clapton den Tod seines Sohnes betrauert zum ersten Mal gehört, als ihre Tochter gerade zwei Jahre alt gewesen sei, da habe sie, die Musik in erster Linie mit Party in Verbindung gebracht habe, zum ersten Mal wirklich „Töne mitfühlen“ können, schildert sie.

Ihre Stimme erweckte längst verbraucht geglaubtes wie „California Dreaming“ zu pulsierendem Leben, schmetterte mit Inbrunst „Come to my Window“ aus ihrem Tribute to Melissa Etheridge und entfesselte in eigenen deutschen Kompositionen ihre Leidenschaft für aktuelle, deutschsprachige Lieder, die sie unter dem Titel „Turbulentzen“ zusammenfasst. Es sind so reife wie gereifte Lieder. Es ist Rockmusik zu Themen wie Liebe, Veränderung oder Lebenszeit, in denen Angela Lentzen auf jeglichen Kitsch verzichtet. 

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