Nightclubbing mit Dennis Josef Meseg

Installation mit rot-weißen Schaufensterpuppen in der Kornkammer

Sie habe ihm eine Strafanzeige eingebracht, jene Installation seiner 111 Schaufensterpuppen, eingewickelt mit rund 10 Kilometern rot -weißen Flatterbandes, vor dem Berliner Reichstag, erzählt Dennis Josef Meseg. Zum einen, habe er ohne Genehmigung innerhalb der Bannmeile seine Figuren aufgestellt, zum anderen habe er das Versammlungsverbot mitten im Corona-Lockdown missachtet. Als spontane Versammlung hätten die Beamten das Ereignis nicht einstufen wollen. Immerhin: zwei Stunden lang hätten sie das Schauen von Menschen rund um die Ansammlung der Puppen geduldet.

Als „Corona-Mahnmal“ will Meseg seine Installation verstanden wissen. Seit zwei Monaten sei er unterwegs, mittlerweile habe er die Installation mit einem Team von Helfern an über 17 Orten aufgebaut.

In der Brühler Kornkammer bauen Meseg, Johannes E. Mönch, Vincent Wilkening und Christian Schmidt am Samstag, 27. Juli 2020 eine typische Situation für den Veranstaltungsraum auf, wo seit Mitte März nichts mehr dergleichen geht. Es ist eine Konzertsituation mit Leuten, die am Eingang vor dem Gebäude auf Einlass warten, mit solchen, die von der anderen Straßenseite hinzuströmen. Im Inneren ist es bereits im Gange.

Anhand der Kopfform identifiziert die Wirtin Magdalen Tillmann gar Grace Jones, die sich an den Bassverstärker anlehnt. Eine Menge der rot-weißen Gestalten hört zu, sitzen auf Sofas, tanzen, ein Hund in einer Ecke, eine dickbusige Kellnerin an der Bar, ein Herr mit Idealmaßen am Mischpult. Manchen fehlt es an Gliedmaßen. Anderen geht das Flatterband in Fetzen, müssen bald mal geflickt werden.

Und „Nightclubbing“ tönt aus den Lautsprechern.

Themen wie Social Distancing, die Verletzlichkeit des Lebendigen, Verlust von Grundrechten die Fragilität unseres Wohlstandes und die Nachwirkungen der Epidemie bis in den Kern des gesellschaftlichen Lebens will er mit seinen Schaufensterpuppen ausdrücken.

Und die Puppen dürfen, was wir nicht durften und bis heute nur mit Einschränkungen: das zwanglose Formieren einer kommunizierenden Gruppe in einer Menschenmenge. Allerdings bleiben sie befremdliche Spiegelbilder, normiert, gesichtslos und ungeheuerlich konform.

„Es ist ein wenig wie so oft. Hundert Leute sind gekommen und keiner bestellt etwas zu trinken“, scherzt Rüdiger Tillmann, Betreiber der Kornkammer. Mit Kunst, Installationen und Ausstellungen will er die Kornkammer über den Sommer bringen, in eine immer noch ungewisse Zukunft. Meseg, der Bildhauer-Student vom Alanus-Institut kennt vor allem seine Frau Magdalena. Bei ihr lernt Meseg seit drei Jahren Yoga, seit Corona online per Konferenzsoftware. „Wenigstens das boomt“, sagt sie. „Wer weiß, ob ich hier in der Kornkammer in drei Monaten noch bin“, fragt sich hingegen Rüdiger Tillmann.

Dennis Josef Meseg: https://www.leichtsinn.de

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