Funkamateur Heinz Schlagheck überwindet „Social Distancing“ gleich weltweit

Silent Keys aus Frankreich

Die Welt der drahtlosen Telegrafie ist seit den Anfängen zum Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt von vielen Abkürzungen. Die Ziffernfolge „SOS“ als Notruf kennt auch im heutigen, digitalen Zeitalter noch jeder. Mit „CQ“ beginnt üblicherweise ein Dialog, es ist die Abkürzung für „Come Quickly“ und ist der weltweit bekannte Aufruf an alle Funker, die in der Lage sind, das gesendete Signal zu empfangen, darauf schnell zu antworten.

Die Abkürzung „SK“ bedeutet in der Funksprache „Silent Key“, also „stille Taste“. „SK“ angefügt an die international einmalige Rufnummer eines Funkamateurs teile anderen Funkern dessen Tod mit, erzählt Heinz Schlagheck.

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Lebenslange Leidenschaft für den Kreuzstrich – der Zeichner Jan Hillen

Als „Erftstricher“ sorgte der Illustrator in der Altstadt Kaster zunächst für Verwirrung

Wenn er sonntags in der Hauptstraße 27 seinen Publikumsstopper vor die Tür stelle, fülle sich sein Haus schnell mit kunstbeflissenen Ausflüglern, schildert Jan Hillen. Für diese Sorte Laufkundschaft, die gleichermaßen Küchen- und Ausstellungsraum im Erdgeschoss bevölkerten, halte er im „Atelier Jan Hillen“ für den Verkauf Originalzeichnungen sowie Reproduktionen in allen möglichen Größen vom Plakat bis hin „zu Postkarten direkt vom Erzeuger“ bereit. Die seien übrigens gar nicht teuer.

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Zeltstadt bietet Kindern und jungen Familien Urlaub mit Abstand

Woanders e. V. will Wunden des Corona-Lockdown mit Spiel und Sozialarbeit lindern

Da ruht ein junger Mann names „Hut“, weil er ständig einen trägt, am Freitagnachmittag mit ausgebreiteten Armen von der Nachtwache aus. In der Sonne liegt er auf einem der zunehmend verwitterten Kanalrohrsegmente die rund um den Lagerfeuerplatz arrangiert sind. Sommerferien in der Kreisstadt des Rhein-Erft-Kreises: die Zeltstadt in Bergheim an der Erft bei Paffendorf ist der Pandemie zum Trotz geöffnet.

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Die Farbe Rot

Veranstalter im Corona-Lockdown setzen ein flammendes Zeichen

Für flammende Botschaften, einschlägiges Gewerbe, für Listen bedrohter Arten und als Signal für höchste Gefahr hält die Farbe Rot bei uns her. Bei Rot droht tödliches Verderben, gehen wir auch nur einen Schritt weiter.

Rot erstrahlt in der Nacht zum Dienstag auch die Brühler Kornkammer. Als „tot“ beschreibt der Betreiber Rüdiger Tillmann derzeit seinen Veranstaltungsbetrieb. Die Liste der abgesagten Veranstaltungen sei lang.

Mit seiner Frau Magdalena habe er seit 2017 den Veranstaltungsraum aufgebaut, ausgestattet mit Bühne, Licht und Soundanlage für Konzerte, Lesungen, Tanzveranstaltungen aber auch Trauungen. In diesem Jahr habe der Laden zu Füßen des ehemaligen RAIBA-Kornspeichers in der Kurfürstenstraße zum ersten Mal Gewinne versprochen.

Am Freitag, den 13. März 2020 habe er dann eine ausgebuchte Tanzveranstaltung „Tanzen über 50“ absagen müssen, sicherheitshalber, wegen Ansteckungsgefahr, sagte Tillmann. Seitdem sei die Kornkammer geschlossen, seine Frau und er lebten von den Rücklagen, die eigentlich als Vorschusszahlungen für Musiker und Schauspieler bei Auftragsvergabe anfallen, oder zur Deckung monatlicher Kosten dienten..

In Rotlicht tauchte Rüdiger Tillmann in der Dienstagnacht die Fassade seines Veranstaltungsbetriebes, so wie viele, viele andere aus der Veranstaltungsbranche. Über 9000 illuminierte Gebäude in Deutschland wies die Karte der Night of Lights 2020 auf. In Köln sind es auch der Dom oder die Hohenzollern Brücke. Aus vielen Wohnzimmern leuchtet es in der Nacht zum Dienstag rot.

Rot waren vielfach auch Orte, die bedroht sind zumindest als Veranstaltungsfläche, zusammen mit ihren Betreibern, gänzlich von der Bildfläche zu verschwinden, sollte der Lockdown für Veranstalter noch länger andauern. Dazu zählen Orte wie beispielsweise die Bühnen des Frechener Harlekin-Theater und des Pulheimer Walzwerks.

Auch der Bedburger Musiker Dieter Kirchenbauer hat die Schaufenster seiner Studioräume rot beleuchtet. Er wolle Solidarität mit dem Appell der Veranstalter zeigen. Er mache aber auch auf die Situation von Musikern und Schauspieler aufmerksam. Der große Teil arbeite ohne die geregelten Arbeitsverträge der großen, auch in Coronazeiten subventionierten Bühnen. Soforthilfemaßnahmen zum Auffangen von Betriebskosten seien an ihrem Budget vorbei geflossen. „Viele Freiberufler sind im freien Fall“, sagte Kirchenbauer.

In Bedburg tauchen die versammelten Veranstaltungstechniker der Stadt das Schloss in rotes Licht. Hier macht auch Dominique Hermann mit, Soloselbstständig, verheiratet, drei Kinder. Während andere einen Totalausfall der Geschäfte beklagten, könne er sich noch glücklich schätzen. Als Techniker begleite er die Kölner Rockband „Brings“ zu ihren Auftritten in die Autokinos, damit komme die Familie so gerade über die Runden.

Editorial zur Nullausgabe des E-Magazins für Musik und Kultur „Nahbesprechung“, am 9. Juni 2020

„Weil wir Kultur brauchen“

Noch im Corona-Lockdown waren immer wieder Meinungen zu hören, die uns die soziale Isolation als geeigneten Zeitraum für Einkehr, Entschleunigung oder Quell eines glücklichen Familienlebens schmackhaft machen mochten. Das wäre ja schön gewesen, insofern ich mich dafür hätte frei entscheiden können. Bei mir ist der Hunger nach Nähe, Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Fühlen, Schaffen und Denken anderer dabei nur gewachsen.

Erstaunlich blass blieben doch in jener Zeit die Ersatzhandlungen für gemeinschaftliches Erleben mittels elektronischer Medien. Ich erinnere mich noch gut, an die wachsende Vorfreude während einer Autofahrt an einem Samstagnachmittag mitten im Lockdown über wie leergefegte Straßen unter einem blauen Himmel völlig frei von Kondensstreifen. Es war Vorfreude auf die Begegnung mit dem einstigen Sänger und Begründer der Wise-Guys, Eddi Hüneke.

Kein Ersatz für Stimmen und Stimmungen

Im Keller des Hürther Einfamilienhauses mit Eddi Hüneke, musste ich erleben wie eine Online-Chorprobe mit Hilfe von Konferenzsoftware bei allem Schwung des Moderators und so liebevoller wie detaillierter Vorbereitung vielleicht eine willkommene Zerstreuung inmitten ereignisloser Zeit sein kann. Sie war kein Ersatz aber, für das Gemeinschaftserleben einer echten Gesangsprobe inmitten der Schwingungen menschlicher Stimmen und Stimmungen.

Der Lockdown führte uns auch die monetäre Situation der meisten Kulturschaffenden vor Augen. Denn ihnen droht Verarmung, wenn das Spiel vor und mit dem Publikum ausfällt, keine Öffentlichkeit mehr möglich ist, wenn Bühnenauftritte oder Ausstellungseröffnungen storniert werden. „Wir leben von der Hand in den Mund“, schilderte mir eine Sängerin in einem Telefonat.

Keine Rückzahlung von Zuschüssen

Dieser Tage schloss sich auch der Kreisausschuss der Initiative des Landrates Michael Kreuzberg zur Förderung der Kulturszene im Rhein-Erft-Kreis an. Auf die Rückzahlung von bereits gezahlten Kreiszuschüssen für Vereinsarbeit, Kulturinstitutionen und künstlerische Projekte will der Kreis jetzt verzichten. Reicht aber ein Verzicht auf Rückzahlung für eine Stützung der Künstler aus, oder sind nicht vielleicht auch von Seiten des Kreises kreativere Ansätze gefragt?

Aber nicht allein die Finanznot treibe Musiker im Wortsinn auf die Straße, nämlich zu Konzerten unter freiem Himmel, sondern „weil wir Kultur brauchen“, sagte die Jazztrompeterin Susanne Riemer bei der Vorstellung eines Hygienekonzeptes für Livekonzerte, präsentiert in ihrem Garten mit ihrem Duopartner, dem Gitarristen Wilhelm Geschwind.

Mit „Nahbesprechung.net“ möchte ich allen Kulturschaffenden und ihrem Publikum einen Ort zur Besprechung ihrer Ideen anbieten und dabei die Dinge aus der Nähe betrachten, besprechen und euch nahe bringen.

Viel Vergnügen beim Lesen, Zuhören und Hinschauen,

wünscht euch Oliver Tripp

Konzerte mit Abstand unter freiem Himmel

Das Musiker-Duo Riemer/Geschwind hat seinen Plan im Garten ausprobiert

Brühl. Der Anfang des Jahres so gut gefüllte Terminkalender sei durch verschärfte Kontaktregeln geleert, große Konzerthäuser und kleine Klubs blieben geschlossen, schildert der Gitarrist Wilhelm Geschwind einen Zustand, von dem viele Musiker derzeit erzählen. Auch ihre Arbeit mit dem Chor an der Brühler Kunst- und Musikschule ruhe in der momentan verordneten Zwangspause, ergänzt die Jazzerin Susanne Riemer. 2000 Euro, die die Bezirksregierung zum Auffangen geplatzter Konzertverträge überwiesen habe, reichten auch nicht ewig.

So könne es nicht weitergehen, ist sich das Duo Riemer/ Geschwind einig. Im Garten der Jazztrompeterin trafen sie sich zu einem ersten Ausprobieren eines neuen Konzertkonzeptes, das sie „Brot und Stühle“ getauft haben, und zwar unter „virenfreien, offenem Himmel“, wie Wilhelm Geschwind formuliert. Und das unter Berücksichtigung der behördlichen Empfehlungen zum Abstand menschlichen Miteinanders.

Es gehe darum, den Musikern neue Auftrittsräume jenseits der großen Häuser zu erschließen, erklärt Geschwind, das könne eine Nische in einer Fußgängerzone sein, ein Plätzchen in einem Park oder, so wie an diesem Freitag im April, in einem privaten Garten. Eigentlich sei es die Weiterentwicklung ihres Tourneekonzeptes, das sie erst letztes Jahr zur Auflage ihrer neuen CD „Ton in Ton“ geplant hätten. Nur mit Fahrrad und Bus unterwegs, wollten sie „ganz klimafreundlich“, ab dem 29. Juni drei Wochen lang 21 Konzerte von Recklinghausen bis Celle geben. Und die meisten davon unter freiem Himmel.

Neben einer transportablen, mit Sonnenenergie gespeisten Tonanlage ist in den Anhängern ihrer englischen Lastenklappräder noch Platz für Bekleidung, Gitarre, Trompete, Tuba und 30 faltbare Papphocker. Die braunen Sitzgelegenheiten bilden das Kernstück des Openair-Konzertsaales, den Susanne Riemer mit einem blauen Band aus einem ausgedienten Bettlaken abspannt. Die Hocker sollen die Einhaltung des Sicherheitsabstandes von zwei Metern garantieren, den sie zunächst mittels Schrittweite, später dann, noch genauer, mit Hilfe eines Zollstocks ausmessen.

Das Tragen von Mund- und Nasenmasken werde von den Zuhörern gefordert und die Konzertdauer auf kurze 20 Minuten beschränkt. Und sie überlegen sogar mit Abbruch eines Konzert zu drohen, sollten sie die Hygienemaßnahmen verletzt sehen und die Androhung gegebenfalls auch in die Tat umzusetzen.

Am Freitag sind es noch stumme Zuhörer, nämlich ein Plastikkalb, Froschkönig, Eichhörnchen, ein Entchen und ein Buddha im Lotussitz, die nach kurzem Einstöpseln und Stimmen den groovenden Klängen von Geschwinds Gitarre, dem Gesang und den Trompetenklängen von Susanne Riemer beiwohnen. Schnell improvisiert Riemer auf Kölsch eine neue Liedzeile für „Chille in Kölle“ und erzählt darin schon mal von ihrer Zukunftsvision, vom großen Konzert bei Sicherheitsabstand. 

Jetzt hoffen die zwei, dass städtische Behörden und Gesundheitsämter Einsehen in den sicheren Betrieb ihrer Straßen- und Parkkonzerte haben und die erforderlichen Genehmigungen erteilen. 

Hundsprobe

https://vimeo.com/416938836