Nicht so schlimm: Ämterhäufung im Falle des Orchesters Kohberg

„Ja, das sind Sächelchen!“

Manchmal ist eine Ämterhäufung sogar von Vorteil. Da ist nämlich Dieter Kirchenbauer der musikalische Leiter der Sommerkonzerte der Stadt Elsdorf am Forum Terra Nova. Und gleichzeitig ist der Mann sowieso an der Schlaggitarre des Kohberg Orchesters Köln beschäftigt. Nur so hat er zum sechsten und letzten Konzert der „Musik mit Aussicht“ den Zuhörern, die zahlreich zum Openair-Konzert an der Tagebaukante gekommen waren, einen ausgewählten Leckerbissen kölnischer Lebensart präsentieren können.

Abschied vom Sommerkonzert

Das Kohberg Orchester Köln sei als fester Bestandteil in Nostalgie- und Flüstersitzungen der Kölner Flora gefragt, und „als Formation leider teuer“, erzählte der Sänger des Ensembles Norbert Schumacher, das erkläre sich allein schon mit der hohen Zahl Personals, alles altgediente Musiker.

Als ganz ausgewachsenes Orchester präsentierten sich die zwölf Musiker indem sie alles mitgebracht hatten, was ein typisches Orchester der 1920er und 1930er Jahre auf Kölner Tanzböden, ausgestattet mit Rhythmen aus aller Welt, so ausmachte. Posaunen, Trompeten, Flöten, Oboen, Saxofone, Tuba, Jazzgitarre, Schlagzeug mit Kuhglocken und anderen exotischen Klangbestückungen und außerdem noch die Stehgeigerin Natalia Demina, den Kapellmeister Olav Calbow an der Posaune und eben Schumacher als Sänger.

Im Falsett

Schumacher begab sich teils im Falsett , „Dämm Schmitz sin Frau is durchgebrannt, tralla-la-la-la-la“,an Texte und Noten, die das Orchester unter dem Programmtitel „Ja, das sind Sächelchen!“ zusammen fasste. Freilich ist der Titel ein Wink mit dem Zaunpfahl sozusagen auf den Hauptkomponisten des Programms, nämlich Karl Berbuer. Im gleichnamigen Sächelchen-Lied reimt er auf „ein Stündchen am schönen Rhein, ein zartes Mündchen beim Mondenschein und zwischendurch ein Fläschelchen“ die „Sächelchen, die‘s Herz erfreu‘n“.

Zu den Sächelchen zählt Schumacher altbekanntes von Berbuer, wie „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ oder weniger bekanntes wie beim viel zu schnellen „Herr Schoffeur“. Da gibt es so schöne Sätze wie „do geiht jo jedem et Hötche bei fleege Herr Schoffeur, dat gitt e Malör…“

Ölldi Sölldi Sippdisa

Auch Jupp Schmitz, der ebenfalls feinsinnige Geschichten auf Kölsch erzählte, stellt das Orchester vor. Im Refrain freut sich Schmitze Frans, kaum hat er beim Feiern „e Jlas verdröck“, mit den lautmalerischen Worten: „Ölldi Sölldi Sippdisa, rebbedi rebbedi knoll wenn dat hück esu wigger jeiht, weede mir noch voll!“. Und „Ölldi, Sölldi, Sippdisa“ ist auch der Titel des Liedes.

Und Willi Ostermann kommt zu seinem Recht. Der erwähnt in „Et geiht nix för ‘ne richt‘ge Polkaschrett“ ein Lied auf das ehemalige Lokal Kohberg in der heutigen Südstadt, den Namensgeber des Orchesters: „Wenn mer fröher nohm Kohberg danze ging, wo däm Franz et Sting en de Ärme hing, ne Polka jede Vedelstund mer bestemmb met rechne kunnt.“

Und natürlich durfte eines nicht fehlen, jenes Lied das in Notzeiten zur Kriegsheimkehrerhymne wurde, „Heimweh nach Köln“ mit der allseits bekannten Zeile „ich mööch zo Foß noh Kölle jonn“. 

www.kohberg-orchester.de

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