Konzert auf der Wiese vor St. Lucia

Kultur „für alle“ und zwar kostenlos

Die Worte „Kultur verbindet“ haben junge Leute des Elsdorfer Stadtjugendrings auf den Container mit Zelt- und Bestuhlungsmaterial der Dorfvereine gemalt. Davor schmettert am Freitag Rudi Rüttgers, von der Band Acoustic4u, nur mit Gitarre in gehörigem Abstand zu seinen Zuhörern Hannes Waders Lied „Gut wieder hier zu sein“. „Mit meinen Wünschen, mit meinen Fragen fühle ich mich nicht allein“, heißt es da. Damit es anderen auch so geht, sind viele zum Konzert auf die Wiese vor der Pfarrkirche St. Lucia gekommen.

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Konzerte mit Abstand unter freiem Himmel

Das Musiker-Duo Riemer/Geschwind hat seinen Plan im Garten ausprobiert

Brühl. Der Anfang des Jahres so gut gefüllte Terminkalender sei durch verschärfte Kontaktregeln geleert, große Konzerthäuser und kleine Klubs blieben geschlossen, schildert der Gitarrist Wilhelm Geschwind einen Zustand, von dem viele Musiker derzeit erzählen. Auch ihre Arbeit mit dem Chor an der Brühler Kunst- und Musikschule ruhe in der momentan verordneten Zwangspause, ergänzt die Jazzerin Susanne Riemer. 2000 Euro, die die Bezirksregierung zum Auffangen geplatzter Konzertverträge überwiesen habe, reichten auch nicht ewig.

So könne es nicht weitergehen, ist sich das Duo Riemer/ Geschwind einig. Im Garten der Jazztrompeterin trafen sie sich zu einem ersten Ausprobieren eines neuen Konzertkonzeptes, das sie „Brot und Stühle“ getauft haben, und zwar unter „virenfreien, offenem Himmel“, wie Wilhelm Geschwind formuliert. Und das unter Berücksichtigung der behördlichen Empfehlungen zum Abstand menschlichen Miteinanders.

Es gehe darum, den Musikern neue Auftrittsräume jenseits der großen Häuser zu erschließen, erklärt Geschwind, das könne eine Nische in einer Fußgängerzone sein, ein Plätzchen in einem Park oder, so wie an diesem Freitag im April, in einem privaten Garten. Eigentlich sei es die Weiterentwicklung ihres Tourneekonzeptes, das sie erst letztes Jahr zur Auflage ihrer neuen CD „Ton in Ton“ geplant hätten. Nur mit Fahrrad und Bus unterwegs, wollten sie „ganz klimafreundlich“, ab dem 29. Juni drei Wochen lang 21 Konzerte von Recklinghausen bis Celle geben. Und die meisten davon unter freiem Himmel.

Neben einer transportablen, mit Sonnenenergie gespeisten Tonanlage ist in den Anhängern ihrer englischen Lastenklappräder noch Platz für Bekleidung, Gitarre, Trompete, Tuba und 30 faltbare Papphocker. Die braunen Sitzgelegenheiten bilden das Kernstück des Openair-Konzertsaales, den Susanne Riemer mit einem blauen Band aus einem ausgedienten Bettlaken abspannt. Die Hocker sollen die Einhaltung des Sicherheitsabstandes von zwei Metern garantieren, den sie zunächst mittels Schrittweite, später dann, noch genauer, mit Hilfe eines Zollstocks ausmessen.

Das Tragen von Mund- und Nasenmasken werde von den Zuhörern gefordert und die Konzertdauer auf kurze 20 Minuten beschränkt. Und sie überlegen sogar mit Abbruch eines Konzert zu drohen, sollten sie die Hygienemaßnahmen verletzt sehen und die Androhung gegebenfalls auch in die Tat umzusetzen.

Am Freitag sind es noch stumme Zuhörer, nämlich ein Plastikkalb, Froschkönig, Eichhörnchen, ein Entchen und ein Buddha im Lotussitz, die nach kurzem Einstöpseln und Stimmen den groovenden Klängen von Geschwinds Gitarre, dem Gesang und den Trompetenklängen von Susanne Riemer beiwohnen. Schnell improvisiert Riemer auf Kölsch eine neue Liedzeile für „Chille in Kölle“ und erzählt darin schon mal von ihrer Zukunftsvision, vom großen Konzert bei Sicherheitsabstand. 

Jetzt hoffen die zwei, dass städtische Behörden und Gesundheitsämter Einsehen in den sicheren Betrieb ihrer Straßen- und Parkkonzerte haben und die erforderlichen Genehmigungen erteilen. 

Hundsprobe

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