Alexis Sorbas in Worten und Tönen – Miroslav Nemec und Orchistra Laskarina

Moussaka und Pastitsio auf einem Tisch

All jenen, die am Samstag nach all der schauspiellosen Zeit hungrig ins Medio Rhein-Erft pilgerten, servierten Miroslav Nemec und das Orchistra Laskarina einen wahren Leckerbissen. Mit einer Lesung aus dem Romanklassiker Alexis Sorbas kredenzten der Meisterschauspieler mit Worten und die Musiker mit Noten ein Bühnenstück, für das Regisseur Martin Mühleis und Musiker Christoph Dangelmaier die Rezepte geschrieben hatten. Zwei Rezepte, die gleichsam deftiges Pastitsio wie saftiges Moussaka auf einem Tisch vereinten.

Fleischesfreuden satt

Vom Verzicht auf Fleischesfreuden konnte in der Lesung des Schelmenromans über eine Männerfreundschaft wirklich nicht die Rede sein. Nemec schlüpfte da auf dem Sofa in der rechten Bühnenecke in die Figur des Sorbas und las seinem „Chef, der Kapitalist“ aus seinem Brief vor, geschrieben auf einer Geschäftsreise. Er schildert die erotischen Erlebnisse mit einer jungen Dame, die nach billigem Parfum riecht. Der Schampus fließt da in Strömen, Tausender landen in den Taschen des Wirtes und etliche Zigarren verglimmen in blauen Rauchwölkchen, bevor sie zusammen ins Zimmer ziehen.

Oder Sorbas prophezeit aus der Gelenkpfanne eines genüsslich verzehrten Lammes die Zukunft für seinen Freund und sich selbst, übrigens eine optimistische, dem soeben erfolgten Zusammenbruch seines Kohlenbergwerkes zum Trotz. Sorbas Credo lautet: „Jeder Mensch hat seine Marotten. Die größte aber ist es, keine zu haben.“

Wortskulpturen

Zunächst nur mit sparsamen Gesten ließ Nemec dabei die ungleichen Freunde, der lebenslustige Grieche und seinen intellektuellen Grubenchef und autobiografischer Autor des Romans, vor dem inneren Auge der Zuhörer entstehen. Beim Lesen verstand er sich auf die Kunst großer Erzähler, Worte wie Skulpturen im Raum zu formen. Dazu nahmen die Musiker die Stimmungen, Flüsse und Spannungsbögen der Erzählung auf: Matthias Hautsch an Bouzouki und Gitarre, Ana Helena Surgik am Cello, Christoph Dangelmaier, Bass, Kimalé Akakpo, Santouri und Jerome Goldschmidt Percussion.

Als Nemec dann das Jackett in die Ecke schmiss und zum Sirtaki ansetzte, ließ der brandende Applaus vergessen, dass nur knapp über 60 zum Schauspiel in den großen Saal gekommen waren. 850 Sitzplätze biete das Medio dort zur Zeit an, sagte Schobbe Vois. Gemäß der Corona-Schutzauflagen in NRW sei eine dichte Bestuhlung zulässig, vorausgesetzt die zuverlässige Rückverfolgung der Gäste sei gewährleistet, sagte Programmdirektor Schobbe Vois. Im Haus war alles für einen sicheren Besuch unter Verzicht auf Maske auf dem Sitzplatz vorbereitet, von Handdesinfektion bis zur Einbahnstraßenregelung.

Dankeschön

Zum Schluss bedankte sich Regisseur Martin Mühleis bei den Bergheimern. Nach der letzten Vorstellung in Düren vor sechs Monaten habe das Ensemble erstmals wieder auftreteten können. Als Dankeschön spielten sie ein Stück, das Bassist Dangelmaier zu Beginn des Lock Downs seinen Kollegen telefonisch übermittelt hatte, eines der Durchhaltelieder des zweiten Weltkriegs, „We‘ll meet again“. Auch hierbei zeigte sich Nemec als ein Meister der Stimme. 

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