Dieses Foto aufgenommen in der Dämmerung hat Hubert Perschke mit dem Satz unterschrieben: „Einige der hier noch lebenden Einwohner haben nicht vor, ihr Eigentum an RWE zu verkaufen.“ Der Satz und das Buch sind auf den September 2020 datiert.
Der Fotograf dokumentierte die Veränderungen im Umsiedlungssort Manheim
Im Buch „Dividende frisst Heimat“ befasst sich Hubert Perschke mit der Zwangsumsiedlung von Menschen für den Abbau der klimaschädlichen Braunkohle. Aus der Sicht der Betroffenen stellt der Fotograf in Bildern und Texten das Thema dar. Er selbst lebte lange in unmittelbarer Nachbarschaft zum Umsiedlungsort in Buir und ist Mitglied der ehemaligen Bürgerinitiative gegen die Verlegung der A4, die heutige Initiative Buirer für Buir.
In einem einleitenden Text fragen die Umweltschützer Antje Grothus und Dirk Jansen vom BUND, ob weitere Zwangsumsiedlungen von Menschen und die Zerstörungen von Dörfern, Landschaften und Kultur angesichts des Rückmarsches der Braunkohleverstromung noch notwendig und rechtens sind. Sie stellen fest, die Betroffenen seien aber keine Lämmer mehr, sondern Subjekte, die eine eigenständige Rechtsstellung forderten. „Bergrecht bricht Grundrecht“ lautet seit Jahrzehnten schon der BUND-Schlachtruf, den man zu Gelegenheiten wie der Räumung von Obstwiesen im Vorfeld der Tagebaue hörte. In Perschkes Buch schildert die Initiative „Alle Dörfer bleiben“ ihre Position. In weiteren Wortbeiträgen schildern Betroffene ihre ganz persönliche Situation.
Der Epilog gehört der Bürgerinitiative Buirer für Buir und dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Zur Arbeit des Dachverbands gehört, Menschen oder Gruppen, die von Konzernen geschädigt wurden oder von Konzernmacht bedroht sind, zu ermutigen, sich als Gruppe zu organisieren und gegen Unrecht zu wehren“, so Markus Dufner, Geschäftsführer der Kritischen Aktionäre.
Die Fotos aus Manheim sieht Perschke hier exemplarisch für alle Dörfer, die bereits abgebaggert wurden oder abgebaggert werden sollen. Fotos, die einen Abrissbagger oder die Ruinen zerstörter Gebäude zeigten, gebe es zur Genüge. Aber systematische fotografische Vergleiche, wie ein Dorf vor und nach einer Umsiedlung aussehe oder ausgesehen habe, gibt es nach dem Kenntnisstand des Fotografen nicht.
Geleitet von dieser Überlegung habe er Fotos ausgewählt, die im Umsiedlungsort Manheim im Jahr 2012 für einen Bildband entstanden. Diesen Fotos stellte Hubert Perschke vergleichend Fotografien aus den Jahren 2019 und 2020 gegenüber, um Zerstörung und Veränderung zu dokumentieren.
Häufig sei es äußerst schwierig in einer platt gemachten Dorflandschaft die Standorte und Perspektiven von 2012 wiederzufinden, sagt Perschke. Pfosten ehemaliger Straßenschilder, Kanaldeckel, Hinweisschilder und ähnliches waren seine Anhaltspunkte.
Auf Nahbesprechung mehr über Hubert Perschke lesen:
„Vorher/ nachher“ der Fotograf Hubert Perschke dokumentierte den Wandel im Umsiedlunsgort Manheim