Nikolaus im Schlitten, auf Schleppern, Planwagen und als Drive through

Keine Zeit für den hillije Mann im Haus

So ein „Freiluft-Nikolaus“ sei er ja noch nie gewesen, sagt Bruno Gronenborn, und seit vielen, vielen Jahren stelle er im Kindergarten „Fliester Schreihäls“ schon den Nikolaus dar. Auf dem Hof der Familie Johnen in Fliesteden steigt er am Samstag zur Ausfahrt durch den Ort in eine weiße Kutsche. Dort nimmt er Platz neben einem großen Korb mit Schoko-Nikoläusen und einer noch größeren Lautsprecherbox, aus der schon „Last Christmas“ erschallt. Schräg gegenüber ist noch Platz für Jaqueline Beyenberg, ein Engel ganz in Weiß, mit Mund-/Nasenschutz.

Dem Nikolaus bleibt nicht viel Zeit, seine Rolle zu üben. „Wie winkt eigentlich ein Nikolaus?“, überlegt er noch.

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Zweiteiler Burgen und Schlösser des Altkreis Bergheim: hier geht es um Spukgeschichten

Spannender Zweiteiler: So beispielhaft, wie selten ist Kooperation zwischen den Kommunen Kerpen und Bergheim. Wie daraus ein zauberhafter wie lehrreicher Abend zum Thema Schlösser und Burgen im Rhein-Erft-Kreis werden kann, zeigten drei Geschichtsjecke an einem Abend im Schloss Loersfeld.

Da traten Astrid Machuj, die Vorsitzende des Bergheimer Museumsverein und Markus Potes, als Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Quadrath-Ichendorf 1985 e.V.  an, um nach langer Pause, Leuten endlich wieder das Gruseln zu lehren. Nämlich mit Erzählungen von einschlägigen Sagengestalten aus der Region. Im Vortrag von Susanne Harke-Schmidt, Vorsitzende des Heimatvereins Kerpen und Stadtarchivarin in der Kolpingstadt, ging es um teils nicht minder haarsträubendes, faktisches Geschichtswissen zu den Kerpener Burgen (Link). Übrigens waren es die zwei Frauen gewesen, die den gemeinsamen Abend in Kooperation beschlossen hatten.

Vielen Dank an den Museumsverein für reichhaltiges Bildmaterial!

Sagenhafte Geschichten

Eines gruseligen Schauers und sei es nur für einen Augenblick, konnte man sich kaum erwehren, als der Mann ohne Kopf in schwarzer Montur im Lichte eines mehrflammiKerzenleuchters und auch sonst recht gedämpfter Beleuchtung im Südflügel des Schlosses Lörsfeld zwischen die Sitzreihen stolzierte.

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Konzert auf der Wiese vor St. Lucia

Kultur „für alle“ und zwar kostenlos

Die Worte „Kultur verbindet“ haben junge Leute des Elsdorfer Stadtjugendrings auf den Container mit Zelt- und Bestuhlungsmaterial der Dorfvereine gemalt. Davor schmettert am Freitag Rudi Rüttgers, von der Band Acoustic4u, nur mit Gitarre in gehörigem Abstand zu seinen Zuhörern Hannes Waders Lied „Gut wieder hier zu sein“. „Mit meinen Wünschen, mit meinen Fragen fühle ich mich nicht allein“, heißt es da. Damit es anderen auch so geht, sind viele zum Konzert auf die Wiese vor der Pfarrkirche St. Lucia gekommen.

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Analogue Birds zwitschern, brummen, krachen an der Wasserburg Geretzhoven

„So lange der Atem reicht“

Wie ein Relikt aus grauer Vorzeit ruht das meterlange Didgeridoo von Tom Fronza in seiner Klangschale mit dem Tonabnehmer. Dahinter der Musiker selbst mit dem Mund am Horn, „so lange der Atem reicht“. Die Finger hat er auf den Tasten eines Midicontrollers und die Füße auf dem Steuerungsgerät für Looper und Sequencer am Boden. Ein Rechner dient zur Synthese aller Klänge. Panflöte, Maultrommel und eine elektronische Trommel wie ein Tabla ergänzen das Setup. Die Musik habe er zunächst als One-Man-Show einstudiert, verrät er später.

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Livemusik, Lesungen, Lounge-Küche – doch noch ein Kultursommer in der Kreisstadt Bergheim

Auftakt mit Raphael Monsanto

Gitarren? Die kenne man heutzutage in der Musik doch gar nicht mehr, das sei doch „nur noch so ein Beep, Beep, Beep und tausend Hi-Hats die Minute“, macht sich Raphael Monsanto über so manche zeitgenössische Musikproduktion lustig. Seine Gitarre, eine Akustische mit elektrischem Pickup, hat der Mann aus Curacao an diesem Abend zum Open-Air Auftritt vor der Medio Lounge mitgebracht.

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Editorial zur Nullausgabe des E-Magazins für Musik und Kultur „Nahbesprechung“, am 9. Juni 2020

„Weil wir Kultur brauchen“

Noch im Corona-Lockdown waren immer wieder Meinungen zu hören, die uns die soziale Isolation als geeigneten Zeitraum für Einkehr, Entschleunigung oder Quell eines glücklichen Familienlebens schmackhaft machen mochten. Das wäre ja schön gewesen, insofern ich mich dafür hätte frei entscheiden können. Bei mir ist der Hunger nach Nähe, Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Fühlen, Schaffen und Denken anderer dabei nur gewachsen.

Erstaunlich blass blieben doch in jener Zeit die Ersatzhandlungen für gemeinschaftliches Erleben mittels elektronischer Medien. Ich erinnere mich noch gut, an die wachsende Vorfreude während einer Autofahrt an einem Samstagnachmittag mitten im Lockdown über wie leergefegte Straßen unter einem blauen Himmel völlig frei von Kondensstreifen. Es war Vorfreude auf die Begegnung mit dem einstigen Sänger und Begründer der Wise-Guys, Eddi Hüneke.

Kein Ersatz für Stimmen und Stimmungen

Im Keller des Hürther Einfamilienhauses mit Eddi Hüneke, musste ich erleben wie eine Online-Chorprobe mit Hilfe von Konferenzsoftware bei allem Schwung des Moderators und so liebevoller wie detaillierter Vorbereitung vielleicht eine willkommene Zerstreuung inmitten ereignisloser Zeit sein kann. Sie war kein Ersatz aber, für das Gemeinschaftserleben einer echten Gesangsprobe inmitten der Schwingungen menschlicher Stimmen und Stimmungen.

Der Lockdown führte uns auch die monetäre Situation der meisten Kulturschaffenden vor Augen. Denn ihnen droht Verarmung, wenn das Spiel vor und mit dem Publikum ausfällt, keine Öffentlichkeit mehr möglich ist, wenn Bühnenauftritte oder Ausstellungseröffnungen storniert werden. „Wir leben von der Hand in den Mund“, schilderte mir eine Sängerin in einem Telefonat.

Keine Rückzahlung von Zuschüssen

Dieser Tage schloss sich auch der Kreisausschuss der Initiative des Landrates Michael Kreuzberg zur Förderung der Kulturszene im Rhein-Erft-Kreis an. Auf die Rückzahlung von bereits gezahlten Kreiszuschüssen für Vereinsarbeit, Kulturinstitutionen und künstlerische Projekte will der Kreis jetzt verzichten. Reicht aber ein Verzicht auf Rückzahlung für eine Stützung der Künstler aus, oder sind nicht vielleicht auch von Seiten des Kreises kreativere Ansätze gefragt?

Aber nicht allein die Finanznot treibe Musiker im Wortsinn auf die Straße, nämlich zu Konzerten unter freiem Himmel, sondern „weil wir Kultur brauchen“, sagte die Jazztrompeterin Susanne Riemer bei der Vorstellung eines Hygienekonzeptes für Livekonzerte, präsentiert in ihrem Garten mit ihrem Duopartner, dem Gitarristen Wilhelm Geschwind.

Mit „Nahbesprechung.net“ möchte ich allen Kulturschaffenden und ihrem Publikum einen Ort zur Besprechung ihrer Ideen anbieten und dabei die Dinge aus der Nähe betrachten, besprechen und euch nahe bringen.

Viel Vergnügen beim Lesen, Zuhören und Hinschauen,

wünscht euch Oliver Tripp

Absinto Orkestra – ja was spielen die denn nun?

Sieben-Viertel-Rhythmus mit Orchester und dem Sologitarristen Joscho Stephan

Was spielen die denn nun, Klezmer oder Balkan? Die Frage hätten sie nun schon so oft gehört und nie hätten sie es beantworten können, versichern Joachim Schappert und Stefan Ölke. „Irgendwie“ habe sich ihr eigenes Ding entwickelt, sagen die zwei Gitarristen, die schon vor der Gründung des Absinto Orkestras gemeinsam musizierten, und das noch bevor die „Balkanhochzeitsbandwelle“ mit Fanfare Ciocarlia als einem ihrer prominentesten Vertreter den Dancefloor geflutet habe. Genau gesagt sei die Band aus einem Theaterprojekt am Rüsselsheimer Stadttheater entsprungen, dem Musizieren zum Stück „Vogels Hochzeit“.

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