Der Rockmusiker Sven Caßebaum feiert jetzt doch noch eine Vinyl-Release-Party
Frisch aus dem Presswerk kamen die Schallplatten bei Sven Caßebaum Anfang März an. Zu hören ist darauf „Sven at Sun“ das Solowerk des „5 vor 12“-Frontmannes. Das sei kurz vor „Corona“ gewesen, und mit dem Lockdown das einmal geplante baldige Release-Konzert in einem Kölner Kellerlokal auf einmal geplatzt, erinnert sich Caßebaum.
Bis dato seien Album-Releases der Rockband üblicherweise vor 450 Zuhörern im Kölner „Blue Shell“ gelaufen. Diesmal sei es ohnehin als eines der wenigen Konzerte in diesem Jahr, geplant gewesen, so Sven Caßebaum. Die Band habe sich nämlich nach einem Jahr mit vielen, vielen Liveauftritten und zur Genesung ihres erkrankten Gitarristen Heatty Mauss zu einem auftrittsfreien Jahr entschlossen. „Wir konnten ja nicht ahnen, dass sich daran die ganze Welt beteiligen würde“, schlägt Caßebaum einen lakonischen Tonfall an.
Ein lange gepflegtes Projekt hatte mit der Veröffentlichung der LP „Sven at Sun“ endlich einen Abschluss finden sollen, erzählt der Musiker in seinem Königsdorfer „Kingsville Studio“. Die Musik dazu hatte er auf seiner Suche nach den Wurzeln des King of Rock ,n‘ Roll im legendären Sun Studio in Memphis, Tennessee, aufgenommen.
„Wir konnten ja nicht ahnen, dass sich die ganze Welt an unserem auftrittsfreien Jahr beteiligen würde.“
Sven Caßebaum
Es waren „5 vor 12“- Songs, die er nur mit seiner Gitarre, seiner Gibson Jumbo und „mit etwas kühlem Bier und einer großen Portion warmer Südstaatenfreundlichkeit von Curry Weber und Ples Hampton“ in jene Mikrofone sang und spielte.
Mikrofone, mit denen einstmals sein großes Idol Elvis frühe Lieder aufgenommen hatte. Und dabei durfte er unter Anleitung der dortigen Tontechniker die alte 50er Jahre Röhrentechnik mit dem legendären Slapback-Echo ausprobieren. Jenem Hall, entwickelt vom „Memphis Recording Service“-Gründer Sam Phillips, der Elvis‘ Stimme einen unverwechselbaren Klang verlieh, einen Klang, der zum erklärten Markenzeichen des „Sun Sound“ wurde.
Die heutigen Toningenieure Weber und Hampton pflegen dort nämlich noch den originalen Echo-Effekt, dessen Ursprung in einem Ampex 350 Tonbandgerät zu suchen ist. Bei der Tonaufnahme auf einem durchlaufenden Band entsteht durch den kleinen Abstand zwischen dem Aufnahme- und Wiedergabetonkopf ein verzögertes Signal, das dem ursprünglichen Aufnahmesignal unmittelbar wieder beigemischt wird. Den Abstand der Echowiederholung variierten die Techniker mit drei einstellbaren Bandgeschwindigkeiten: bei 15 Inch, also 38,1 Zentimetern Banddurchlauf die Sekunde waren es etwa 133 Millisekunden, bei 7,5 Inch, also 19 Zentimetern, 266 Millisekunden, bei kurzen 3,75 Inch, also 9,5 Zentimeter, schon etwa 533 Millisekunden.
Wie das genau funktioniert, hat Sven Caßebaum auf einem Miniposter mittels einer grafischen Abbildung einer Ampex-Bandmaschine in die Plattenhülle gelegt. Überhaupt hat die Schallplatte im Langspielplattenformat in ihren Falthüllen jenen luxuriösen Raum zu bieten, der sie zur Hochzeit des schwarzen Vinyls zum wahren Kunstobjekt hat werden lassen. Mit einem biografischen, atmosphärisch dichten Text und Fotos hat Cassebaum das Cover und die Innenhülle selbst gestaltet. Ein wahres Luxusobjekt im Zeitalter der digitalen Musikstreamingdienste, gerade weil sie nicht nur dieperfekten, vom deutschen Tonmeister Khalil Chahine abgemischten Aufnahmen bietet, sondern auch noch das Rohmaterial jeden Momentes des Caßebaumschen Aufenthaltes im Studio. Da kommen die Dialoge mit den Tontechnikern zu Gehör wie ein um ein Haar beschädigtes historisches Mikro oder die Suche nach dem wahrhaftigenElvis Standort im Aufnahmeraum. Da kommt viel von der altehrwürdigen Studio Atmosphäre rüber.
Eine Atmosphäre, der Fans jetzt doch noch mit Livemusik nachschnuppern dürfen. Für den Abend des 22. August hat sich Sven Caßebaum auf dem Achterdeck des Marienburger Bootshauses in Köln eingemietet. Landestypisch serviert die dortige Crew dann Whiskey und Burger. Sven Caßebaum spielt dann live nach allen Regeln der Corona-Schutzverordnung mit befreundeten Musikern in Duettbesetzung.
Dann zeigt Caßebaum auch die atmosphärisch dichte Filmdokumentation „Sven at Sun“. Denn wie er Gitarre spielt, so produziert er auch er seine eigenen cinematografischen Clips, diesmal großes Kino auf großer Leinwand. Darin erzählt er von seiner Reise nach Memphis, seiner frühkindlich geprägten Leidenschaft für Elvis und stellt seine neuen Freunde Curry und Ples vor.
Buchungen für die Vorstellung des Albums „Sven at Sun“ am 22. August auf dem Achterdeck seien wegen der Coronaschutzverordnung leider ein Muss, so Sven Caßebaum, er nehme sie auf der Bandwebsite entgegen: www.5vor12.net