Wolfgang Härtel will im Livestream der Jamsession alle erreichen

Im Kulturbahnhof Gleis 11 spielen sie den Blues

Die Coronauflagen im Konzertbetrieb sollen nicht das Ende der Jamsession sein, jedenfalls wenn es nach ihrem Gründer geht. Wolfgang Härtel hob sie im August 2007 mit einem Konzert in der damaligen Thorrer Gaststätte „Loher Eck“ aus der Taufe. Als Reaktion auf die „tote Szene“ in der damaligen Kreisstadt Bergheim, sei die Jamsession damals gedacht gewesen, erinnert er sich.

Wegbegleiter hauchen „toter Szene“ neues Leben ein

Zu den Wegbegleitern zählt er Musiker wie Jessica Mondello, Raphael Monsanto, Angela Lentzen, der Bedburger Dieter Kirchenbauer habe seine Schüler geschickt und viele mehr.

Die letzten elf Jahre sorgte der Erftrock-Veranstalter Peter Hirseler, eigentlich ein echter Fan der harten Rockmusik, bei vergleichsweise weichgespülten Klängen des Rhythm ‚n‘ Blues für Ton- und Lichttechnik der Jamsession. Es seien Musiker aufgetaucht wie Walter Knipprath, Heinz Odenthal oder Klaus Renzel – eigentlich ein Komödiant mit Gitarre im Gepäck – und „viele, ganz viele Bands“ aus Düsseldorf, Köln, Aachen, Neuß und Düren, schildert Wolfgang Härtel.

Markus Treinen alias Mr. Tottler und Heinz Peter Reykers machen die Technik.

Neue Heimat im Kulturbahnhof Gleis 11

Viele, viele Bands sollen noch kommen, will Härtel. Im Kulturbahnhof Gleis 11 hat die Jamsession nach der Coronapause eine neue Heimat gefunden. Die dortige Kulturkoordinatorin Anika Kresken plant monatliche Termine für die Jamsession im Bühnenprogramm der gemeinnützigen GmbH der Entwicklungsgesellschaft Bergheim ein.

Nur mit dem Gedränge vor der Bühne ist es erst einmal vorbei. 40 Zuschauer hätten laut Bestuhlungsplan Platz, zählt Härtel auf, wegen des Virus stelle er den Raum aber für nur zwölf Zuhörer am Konzertabend zur Verfügung.

„Jetzt gibt es einen Livestream. Weil wir alle erreichen wollen“

Wolfgang Härtel, Gründer der Jamsession

„Jetzt gibt es einen Livestream. Weil wir alle erreichen wollen“, sagt Härtel. Mit zusätzlicher Technik am schon vorhandenen Mischpult gehobener Klasse sorgen der Soloentertainer Markus Treinen und Heinz Peter Reykers, der schon beim WDR für Bild und Ton sorgte, für die digitale Abbildung des Bühnengeschehens.

Teure Schwarzmarkt-Schnittstelle, günstiges Rollstativ

Zum Glück gehöre mit dem Einsatz der beiden Freunde auch die Anschaffung einer eigenen HDMI-Schnittstelle für seinen Computer in den Bereich der Anekdoten, amüsiert sich Härtel. Denn eine solche Schnittstelle, „eine kleine Kiste für den Rechner, die sonst knapp 130 Euro“ koste, habe er Anfang Juni nach Anberaumen des Geschäftes bei E-Bay unter fragwürdigen Umständen in einer Kölner Pizzeria bekommen. Allerdings zu wahren Schwarzmarktpreisen, für knapp das Doppelte. In einschlägigen Fachmärkten sei das Kistchen nicht mehr lieferbar gewesen, weil viele Bühnen, die derzeit so begehrte Streamingtechnik nachgerüstet hätten.

„Dass ich mich mit 67 Jahren noch in digitale Techniken wie Livestream einarbeiten würde, hätte ich nicht gedacht“, amüsiert sich Härtel. Als fahrbaren Halt für seine Action-Cam hat er ein Infusionsstativ auf Rollen umgebastelt. Das habe er bei seinen ehrenamtlichen Jobs im Altenheim entdeckt, da betreue er Senioren mit Musik und Gedächtnistraining.

Viele Klicks

Zuerst habe er befürchtet, dass doch keiner guckt, mittlerweile habe aber auf Facebook geparkte Stream der ersten Sendung mit der Band „Cent‘s Underground“ im Juli aber mehr als 4500 Klicks erhalten.  Die nächste Jamsession ist am Freitagabend 11. September.

Und auch die letzte dreistündige Bluessession hat die Tausendergrenze schon geknackt.

Gepostet von Wolfgang Härtel am Freitag, 14. August 2020

Kulturbahnhof Gleis 11

https://www.facebook.com/Gleis11Bergheim

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