Erinnerungskultur will öffentlich gepflegt werden. Schon am 9. November waren aber viele Gedenken an die Opfer der Nazi-Pogrome allenfalls als – sicher wohl gemeinte – Live-Streams in Social Media zu sehen gewesen. Zu groß wohl ist die Furcht, bei offiziellen Anlässen könne es zu Ansteckungen kommen. Die Furcht gilt es derzeit gegen drohende Erinnerungslücken aufzuwiegen.
Den gewohnten Aufzug vieler Menschen anlässlich des Volkstrauertages am Gefallenendenkmal am Rande des Burgparks in Hürth-Hermülheim hatte es diesmal ja auch nicht geben sollen. Aber auf eine Kranzniederlegung als Präsenzveranstaltung in kleinem Rahmen wollten der Vorsitzende der Ortsgemeinschaft Oliver Franz und Ortsvorsteher Hans-Josef Lang dennoch nicht verzichten.
Und hatten sie auch keine offiziellen Einladungen ausgesprochen, waren dennoch einige gekommen, unter Einhaltung der Regeln. „Hier ist genug Platz, so dass die Leute Abstand halten können“, sagte Lang.
Und so legten Oliver Franz und Hans-Josef Lang zum Gedenken an die Toten von Kriegen und Gewaltherrschaften einen Kranz am Gefallenendenkmal nieder. Einen zweiten legte eine Abordnung des Bundessprachenamtes daneben, Oberstabsgefreiter Leah Mungai, Oberstleutnant Kevin Jansen und der Gefreite Joshua Rohraff.
Mit militärischem Gruß und Gebeten gedachten die Menschen den Verstorbenen. Vier Flötisten und ein Trommler, eine Abordnung der Hubertus-Schützen, spielten den Marsch „Ich hatt einen Kameraden“. Dazu führte Pfarrer Werner Friesdorf aus, dass wir alle wohl dieser Tage schwierige Zeiten erlebten. Jene aber, denen das Gedenken des Tages gelte, hatten wohl noch schwerere Zeiten gehabt, die sie nicht überlebten.
Auch im benachbarten Efferen, wo die Gedenkstunde am Gefallenendenkmal kurzfristig abgesagt worden war, wollten die Soldaten des Bundessprachenamtes wenigstens einen weiteren Kranz niederlegen.