Am Rosenmontag
Ein eieriges „Alaaf“, nämlich als Gruß aus ihrem Kölner Kühlschrank, sendete mir meine Nichte Milena. Da beschreibt sie feinstes, kaltes Karnevalskaiserwetter vor der Tür, aber weit und breit keine Fete in Sicht. So war das wohl vorgestern in der Karnevalshochburg zu Wieverfastelovend, nach rund einem Jahr Covid-19.
Ein großer Freund des Karnevals bin ich ja eigentlich nicht. Ungemütlich ist es mir dennoch angesichts des Totalausfalls des rheinischen Frohsinns.
Geradezu schmerzhaft aber fand ich eine Tagesschau-Meldung zur Weiberfastnacht am Freitag danach. Darin hieß es, dass es am Donnerstag in der Domstadt doch nicht ganz so ruhig gewesen sei. Mindestens 40 Meldungen und Anrufen sei das Kölner Ordnungsamt nachgegangen.
Überwiegend hätten Nachbarn Hinweise auf nicht Covid-19 regelkonforme Zusammenkünfte feiernder Menschen gegeben, bisweilen sei laute Musik gespielt worden. Dass Nachbarn ihre Nachbarn anschwärzen macht nachdenklich, Virus hin oder her. Da gerät ja „Kölle, du bes e Jeföhl“ und „mer stonn zesamme“ ganz übel zur Farce.
Karneval-Totalausfall? Oder hat sich doch was getan?
Pittermännchenbaum
Ganz wenig karnevalistisch findet Annette diese jecken Tage: „In Hüchelhoven hat jemand zig Pittermännchendosen (vermutlich leere) in einen Baum im Vorgarten gehängt und noch jede Menge Girlanden und Bänder, es sieht fantastisch bunt aus. Ein aussagefähiges Interview mit Peter Brings ist in der Wochenendausgabe des KStA zu lesen.“
Virtueller Karneval in Sindorf
In Sindorf feiert der Heimatverein so gut es geht Karneval virtuell, man schwelgt in Erinnerungen seit Anfang Februar unter Veröffentlichung alter Fotos und Videos, um „des Rheinländers Bedürfnis Karneval Rechnung zu tragen“, teilen der Vorsitzende Bert Wallraff und der Schriftführer Branko Appelmann mit.
Peter Millowitsch singt
In Videomitschnitten, und um solche antiquierte Technik handelt es sich, sind echte Leckerchen zu sehen. Beispielsweise die Proklamation des Sindorfer Kinderdreigestirns 1987: Prinz Peter I .(Eisenlohr), Bauer Sebastian (Feld) und Jungfrau Carmen (Schmidt). Eine Legende, nämlich das Kölner Urgestein und Volksschauspieler Willi Millowitsch kam damals in die Sindorfer Festhalle an der Ulrichschule. Dort sang er einige Lieder für sein Enkelkind, den Prinzen Peter und die Gäste – „Einmal am Rhein“, „Ene Besuch em Zoo“ oder „Schnaps, das war sein letztes Wort“. Über die Kölschkenntnisse seiner Enkel habe er schmunzeln müssen, stellte Schulleiter Doggy Hund fest. Freilich habe es die Mutter verabsäumt den Kindern Kölsch beizubringen, räumte Millowitsch ein mit schönem Gruß an Tochter Katharina!
Noch bis zum morgigen Veilchendienstag werden neue „alte“ Videos vom Sindorfer Karneval auf dem YouTube-Kanal „Heimatverein Sindorf“ online gehen, Videos von Karnevalsumzügen am Veilchendienstag 1977, 1982 und 1988.
Alte Fotos
Die Schwarzweißfotos sind von recht unterschiedlicher Ästhetik und visueller Dichte, vor allem die alten Aufnahmen begonnen mit den 1930er Jahren spiegeln sehenswerte Geschichte närrischen Frohsinns. Allerdings wären hier etwas ausführlichere Bildlegenden zum wer, was, wann und wo wünschenswert:
http://heimatverein-sindorf.de
Heimatverein Sindorf veranstaltet virtuellen Karnevalszug
Und damit die „Sindorfer Jecken“ nicht komplett auf ihren beliebten 68. Karnevalsumzug am morgigen Veilchendienstag verzichten müssen, startete der „Sindorfer Heimatverein gestern und heute e.V. “einen Aufruf zur Beteiligung an einem virtuellen Karnevalszug.
Langjährige Sindorfer Zugteilnehmer*innen und Vereine bauten Miniaturwagen für ein Filmprojekt.
Beteiligt haben sich unter anderem der Förderverein des Sindorfer Kinderzuges (FSK), die Karnevalsgesellschaften „Fidele Jungen“ und „Rötsch mer jett“, die Piraten, die Mohren, „de Jecke vun noh un fään“, die Sebastianus Schützenbruderschaft und eine Gruppe der SMK Pfarrsitzung. Der Heimatverein Sindorf ergänzte den Karnevalszug um weitere 14 Wagen und Fußgruppen, die von den Mitgliedern Helga Feyen, Sarah Lützen und Roswitha Mocker gebaut wurden.
Aktuelle Sindorfer Themen spiegelt der Zug wider, wie den Spatenstich der 3. Grundschule, den geplanten Aussichtsturm, den Uhrenturm der Ulrichschule, die „Jüppchen“-Erzählerin Leni Jöpen oder das Lese- und Malbuch des Heimatvereins „Wie Anna und Elsa nach Sindorf kamen“.
„Damit unser Karnevalszug noch realistischer wirkt, benötigen wir eine Sindorfer Kulisse, an der der Zug entlang ziehen kann“, schlug Helga Feyen vom Heimatverein vor und baute einen Schauplatz rund um die Kirche St. Ulrich.
Arno Wallraf hat die Filmaufnahmen und den Schnitt übernommen.
Zu sehen ist der virtuelle Karnevalsumzug unter dem Motto: „Sindorf gelingt gemeinsam“ ab Weiberfastnacht auf dem Youtube-Kanal „Heimatverein Sindorf“.
Die echten Wagen des virtuellen Karnevalszuges können im Schaufenster der Erftland-Apotheke besichtigt werden.