Von der Erfüllung eines Lebenstraumes
Wer dieser Tage Herman-Josef Hilbrecht und Brigitte per Messenger-App nach ihrem Befinden fragt, bekommt vielleicht überraschend Post mit einer Auswahl von frühlingshaften Fotos und lieben Grüßen aus ihrer zweiten Heimat, der griechischen Insel Ios. Wie es zur Beheimatung des Kerpener Malers und Gitarristen, seiner Frau und Hund Olsen (hier zeigen sich alle mittels Selfie) auf der Mittelmeerinsel kam, ist schnell erzählt.
In der Printausgabe der Kunstzeitung „ARTios TYPOS“ vom August diesen Jahres findet sich ein Portrait über Hermann-Josef Hilbrecht. Unter dem Titel „Art is expression, a human feature“ stellt Mary Sampani den Horremer Maler und Rockgitarristen ihren Lesern vor. Gedruckt sind einige ausgewählte Malereien. Im Interview stellt ihn die Journalistin als „Resident“ vor, also als zukünftigen Bewohner der kleinen Insel inmitten der Ägäis.
Schon 1980 habe er sich in die Insel verliebt, mit ihrem Sonnenuntergang hinter der Kirche neben einer Palme, mit ihrer Rockmusik in Openair-Clubs unter Sternenhimmel, Schwimmgängen im Meer bei Mondlicht, erzählt Hilbrecht da den Lesern. Angesprochen auf wesentliche Stationen seines Lebens schildert er wie er nach 15 Jahren seinen Computerjob bei einer Versicherung aufgab, um sich der Musik und der Malerei zu widmen, von seiner Lehrzeit beim Maler Otto Günter Altena, und wie ihn die fantastischen Cover-Illustrationen von Roger Dean auf bekannten Alben der britischen Rockband „Yes“ zum Malen und Musizieren gleichermaßen inspirierten.
„Für mich gehören Töne und Farben, Musik und Malerei zusammen“, sagt er da, mit den Saiten einer Gitarre genauso vertraut wie mit Pinsel und Farbe. Und fragt man bei Hilbrecht nach, vergleicht er das sichtbare Spektrum der Farben mit seinen typischen Schwingungen und Wirkungen auf die menschliche Wahrnehmung und die Seele unmittelbar mit den Frequenzen der Noten.
Die Abbildungen im Kunstmagazin zeigen eine Ansicht der am Berg gelegenen zukünftigen Heimstadt des Malers Chora mit besagter Kirche an der Palme als fantastischer Realismus, eine so plastische wie abstrakte Landschaft namens „In the Cage“, das Aquarell „Delfine im Licht“ und eine sinnliche „Venus“, die römische Version der griechischen Aphrodite.
Wie kam es dazu, dass er auf der nur etwas mehr als 2000 Bewohner fassenden Insel in den Olymp der Kunstschaffenden Einzug hielt? „ARTios TYPOS“ stellte in aufeinanderfolgenden Ausgaben eine Reihe von Künstlerportraits vor, etwa über den Österreicher Léos Aqua Aqua, dem Begründer des Aquatismus, oder den poetischen Surrealisten Helmut Kand. Eine eigene Zeitung bar der üblichen Katastrophenmeldungen der Welt hatte Herausgeber Akis Bouzalakos machen wollen, erzählt Hilbrecht.
Ein eigenes Heim musste her
Die Geschichte ist verknüpft mit der Erfüllung eines Lebenstraumes von Brigitte und Hermann-Josef Hilbrecht. Nach Jahrzehnten regelmäßigen Besuches der Insel wollten sie endlich für sich und ihren Terrier Olsen ein eigenes Heim haben. Nach dem Tod seiner Mutter habe die Verwendung der Erbsumme darum schnell festgestanden, schildern Hermann und Brigitte Hilbrecht. Der Freund und Makler Alexfand eine gut erhaltene obere Etage eines zweigeschossigen Hauses inmitten der malerischen Hauptstadt Chora, in der „Odos Omiros“, der Straße des Homers.
Beim Besuch seines Freundes und Ingenieurs Manolis Papakonstantinou, der ihm anbot, die Wohnung ähnlich eines Eintrags im Katasteramt, deklarieren zu lassen, erwähnte Hilbrecht, dass er auch male. Sofort habe Papakonstantinou seine Frau angerufen, Mary Sampani. Die Fotos seiner Malerei auf dem Mobiltelefon und dem Rechner hätten ihr gefallen.
Mit dem Erwerb des Hauses in Chora habe ihre Lebensplanung eine neue Wende erfahren, sagt das Ehepaar. „Wir krempeln alles um“, sagt Brigitte. Die Lehrerin freut sich jetzt auf den Vorruhestand. Einen innerdeutschen Umzug haben sie schon hinter sich gebracht, vom eigenen, vertrauten Haus in Horrem in eines zur Miete mit Garten in Nideggen, Eifel.
Bandprojekte
Natürlich solle es mit seinen Bandprojekten weitergehen, die er in den letzten Jahren aufgebaut habe: „Moonlight Drive“ und „Digger“. Die Combo „Moonlight Drive“ hätte beinahe im letzten Jahr ihr Debutkonzert gegeben, wenn nicht Corona dazwischen gekommen wäre. Jetzt habe der Drummer die Band verlassen, die Band suche nach einer neuen Besetzung entweder für Schlagzeug oder Keyboard. Geblieben seien die Türnicher Sängerin Daniela Klimke, Uwe Greb eigentlich Keyboarder, habe das Schlagzeug übernommen, den Bass spiele Peter Mattsson.
Eine neue CD sei mit der Formation „Digger“ in Arbeit. Mit den Musikern Stefan Peetz und Matthias Schäfers seien Songs in der kontaktfreien Zeit vor allem mit solo eingespielten Spuren am Rechner entstanden. Für den Schlagzeugpart habe er er den Multiinstrumentalisten Billy Sherwood gewinnen können, der in der heutigen „Yes“-Besetzung Bass spielt. Kostproben gibt es auf dem Internet-Musikportal „Soundcloud“ zu hören:
https://soundcloud.com/user-757897504
Eine Ausstellung auf der Insel Ios ist außerdem in Planung. Hermann Hilbrecht überlegt, wie er seine Bilder am günstigsten auf die Insel bringen kann. Der Platz in seinem alten Mercedes-Kombi reiche für die teils großformatigen Bilder nicht aus. Zudem sollen neue Bilder mit, die er noch malen möchte. Hilbrecht denkt an Motive aus der griechischen Mythologie.