Konzerttermine, so fest wie „Betonpfeiler“, kippten dennoch
Maggi und Rüdiger Tillmann von der Eventlocation Kornkammer berichten von einem fast vollständigen Umsatzverlust seit Mitte März 2020 und es gebe „keine Aussicht auf Besserung“. Noch im Herbst hatten sie von Veranstaltungen für den Winter gesprochen, im Terminplan so fest verankert wie „Betonpfeiler“. Mit weiteren Einschränkungen für den Betrieb von Konzerten hatten sie zu dem Zeitpunkt da wohl gerechnet, nicht aber mit einer erneuten völligen Schließung des Saales für die Öffentlichkeit im November und darüber hinaus.
Und so teilen sie jetzt mit: „Alles ist abgesagt.“ Aber Not macht bekanntlich erfinderisch und so haben sie sich etwas einfallen lassen.
Zuerst habe es nur die Idee zum Motiv gegeben, nämlich alle ausgefallenen Termine als Liste auf einem T-Shirt zu drucken, berichten Maggi und Rüdiger Tillmann. Dann hätten Freunde der Location ihnen Mut gemacht und nun gebe es sie, die kleine HELP THE VENUE Support Kollektion aus T-Shirts und Hoodies. Mit jedem Kauf eines der Damen und Herren T-Shirts unterstützen Käufer:innen den Erhalt der Kornkammer. Schon jetzt sei die Kollektion begehrt. „Ihr seid der Hammer – es hilft uns auch tatsächlich!“, bedankt sich das Paar. Anlässlich von Wichtelaktionen und Nikolaus gebe es noch ein paar Tage Rabatt im Shop.
Liste der ausgefallenen Termine
Die Liste auf den Shirts steht exemplarisch für den Zustand der gesamten Veranstaltungsbranche. Seit März hätten sie bestimmt 30 mal Veranstaltungen neu geplant, wieder absagen müssen, verlegt, erweitert und gestreamt. Immerhin habe man den Poetry Slam und die Jazz-Jam-Sessions mit 20 Gästen auf Abstand gestreamt und durchgeführt, auch damit es für diese Formate weiter eine Zukunft gebe. „Aber auch damit es uns irgendwie weiter gibt, damit die Jahre des Aufbaus nicht völlig dahin sind“, sagt Rüdiger Tillmann.
Er fahre LKW, um die Veranstaltungsstätte über Wasser zu halten. Abgesehen von der Corona-Soforthilfe, mit der er drei Monate Betriebskosten habe finanzieren können, habe er bislang keine Überbrückungshilfen beantragt. Vielversprechend für das kommende Jahr klinge allerdings das Förderprogramm des Bundes „Neustart Kultur“, räumt Tillmann ein.
Im frühen Sommer waren es vor allem Kunstaktionen, die Maggi und Rüdiger Tillmann respektive aller Vorsichtsmaßnahmen in den voll klimatisierten Räumlichkeiten durchführten, um zu zeigen: „Wir sind noch da!“
Mehr Kunst als Tanz
Als einer der ersten nach dem Frühjahres-Lockdown baute der Wesselinger Künstler Dennis Josef Meseg seine Schaufensterpuppen mit rot-weißem Flatterband als Installation wie in einer Konzertsituation auf. Fredrik Erichsen sammelte weitere Koordinaten dieser Erde für seine Kunstaktion ein, nämlich Brühler Daten und schlug seinen Kubus im Konzertraum der Kornkammer auf und der Maler Igor Navrotskyi stellte dort seine zynisch-schönen Ölgemälde aus.
Zum Tag der „Offenen Ateliers Brühl“, Anfang September, beherbergten Maggi und Rüdiger Tillmann noch die vier Brühler Künstler Margaretha Ramezanian, Armin Kayser, Sigrid Dethloff, Karin Friedrich und Petra Zilliken mit ihren Schmuckstücken, Steinbildhauerarbeiten, Malerei und Zeichnung, sowie Glasobjekten.
„30-Minuten-Disco-Dusche“
Aber „die Kosten fressen weiter an uns und wir suchen und bieten Alternativen!“ Eine Idee ist die „30-Minuten-Disco-Dusche“. Die Spielregeln für zum Beispiel vier Personen aus zwei Haushalten, beschreibt das Paar wie folgt: „Am Eingang desinfizieren, in Liste eintragen, Datenstick liegen lassen, reinkommen, alles eingenebelt, dunkel und atmosphärischer Sound … durchatmen… 4, 3 2, 1 … TANZEN; ABZAPPELN; AUSLEBEN; BANGEN … ABROCKEN … Nur IHR, 30 Minuten lang mit Deiner Playlist! Hemmungslos für Euch sein – alles Rauslassen!“ Völlig kontaktlos könnte der Service mit vorbestellten Getränken an der Theke erweitert werden.
Und das Paar denkt daran, den Veranstaltungsraum als Ladenlokal temporär zu vermieten, inklusive aller technischen Features. Die Räumlichkeit sei mit Kameras und Mischpult zum Streamen und Aufzeichnen von Ereignissen aller Art ausgestattet, Beleuchtung sei vorhanden, eine Beschallungsanlage, Klimaanlage und Parkplätze inklusive erläutert Rüdiger Tillmann.
Maggi und Yoga
Außerdem finde Magdalenas Yoga Coaching weiterhin statt – seit März gebe sie vermehrt Online-Sitzungen. Bald werde es Tageskurse geben. Bei Yoga da fallen Stichworte wie „Hormon-Yoga“, „Stress“, „Schlafen“ und „Ernährung“. Wer überhaupt mal mehr über Maggi und Yoga wissen möchte, den lädt Maggi zum „.einfach mal melden und quatschen – man sieht sich ja sonst nicht ;-)“ ein.