Die Bäume atmen auf
Es ist eine Geschichte von Zufällen, Fügungen und vom unermüdlichen Einsatz eines treuen Freundes und Nachbarn, die Schlossherr Severin Hoensbroech hier erzählt. All das ermöglichte auf schnellstem Weg eine funktionierende Bewässerungsanlage im Türnicher Schlosspark.
Insgesamt vierzehn Großbäume seien im Park infolge der außergewöhnlichen Trockenheit der letzten zwei Sommer eingegangen, erläutert Severin Hoensbroech. Als erstes machten die Buchen schlapp, die Bäume „erstickten“ förmlich unter der Verdichtung mit trockener Erde, die ihre stark ausgeprägten Feinwurzeln in Mitleidenschaft zöge. Fachleute sprächen von „Komplexkrankheiten“, also einer Reihe von Pilzen, Viren, Schädlingen, die begünstigt durch die anhaltende Trockenheit, die Bäume zugrunde richteten.
Zum Glück für die historische Parkanlage, die sich zum Biotop mit Artenvielfalt und seltenen Spezies wie Schwarzspecht und Bechsteinfledermaus entwickelt habe, stelle sich dieser Sommer bislang nicht als der gefürchtete Dürresommer heraus, sagte Severin Hoensbroech.
Eine Bewässerungsanlage müsse her, um den Park vor weiterem Schaden zu bewahren, so habe er aber noch Anfang des Jahres auf dem schlosseigenen „You Tube“-Kanal gefordert, und um Hilfe gebeten. Bei einem Spaziergang dann mit seinem Vater, dem Grafen Godehard von und zu Hoensbroech, habe der ihn auf einen Markstein am Wegesrand aufmerksam gemacht.
Dürreperioden als Auswirkung des Klimawandels sah Graf Godehard von und zu Hoensbroech schon Mitte der 1980 Jahre voraus
Das sei eine der Markierungen zu Ein- und Auslässe eines Rohrsystems zur Bewässerung des Parkes, ein System, dass er schon Mitte der 1980er Jahre bei einer Umgestaltung des Parkes mit dem Landschaftsarchitekten Berthold Lenderz installiert habe, fiel dem Grafen plötzlich ein. Die Folgen des zu erwartenden Klimawandels mit seinen Dürreperioden habe man damals schon vorausgesehen.
Daraufhin habe er alte Aktenordner gewälzt und wirklich einen Plan zum Rohrsystem gefunden, erzählt Severin Hoensbroech. Schon der unbekannte Verfasser des Planes, „die Handschrift meines Vaters ist es nicht“, habe aber 1988, nur wenige Jahre nach dem Bau der Anlage, allerdings schon seine Schwierigkeiten notiert, die Anschlussstücke im Parkboden wiederzufinden. Und so sei es ihm auch ergangen. Da sei ihm ein Nachbar, ein treuer Freund der gräflichen Schlossanlage mit einem Metalldetektor zu Hilfe geeilt.
In vielen, vielen Stunden Suche habe er während des Corona Lockdowns alle zwei Ein- und 14 Ausgänge unter dicken Humusschichten der letzten 30 Jahre entdecken können.
Ein echter Freund des Parkdenkmals suchte viele Stunden mit dem Metalldetektor nach den Zapfstellen
Den ehrenamtlichen Einsatz des Nachbarn habe so etwas wie eine glückliche Fügung abgerundet, so Hoensbroech weiter. Bei einer Revision der Feuerlöscheinrichtungen im benachbarten Wohnpark sei nämlich ein Druckverstärker und viele hundert Meter so genannter C-Schläuche gegen Neues ausgetauscht worden, und das Alte dem Schlosspark vermacht worden, als Geschenk zur rechten Zeit.
Schläuche satt und der nötige Druckverstärker, um Wasser aus dem ungleich entfernteren Mühlbach zapfen zu können, statt aus dem ursprünglich dafür vorgesehenen nahen Schlossgraben, der sich mittlerweile als „zu verschlammt“ heraus stellte.
Das in den 1980er Jahren gebaute Rohrsystem habe sich zum Glück als dicht erwiesen. Mit Kupplungsstücken und Wasserwerfern, die er mit Hilfe des Fördervereins und einiger Spender dazu gekauft habe, habe man den Park im trockenen April für fast zwei Wochen bewässern können. „Der Effekt war zu spüren, es war wie ein Aufatmen der Vegetation“, beschreibt Severin Hoensbroech. Es tue gut, zu merken, dass es Leute gebe, „die den Schlosspark mögen, und sich für das Denkmal einsetzen“.
Jetzt hofft er auf die Gründung einer „ehrenamtlichen Truppe“, die die „Wasserspiele“ nach Bedarf „mit etwas Sachverstand“ aufbauen, und auf einen Sponsor, der einen Hänger spendiert, auf dem Pumpe, Druckverstärker und C-Rohre ihren festen Platz haben.
Eine Antwort auf „Glückliche Fügungen und wahre Freunde braucht das Bewässerungssystem im Schlosspark Türnich“